Samstag, 2. März 2013

Dollingerietheater - "Pleiten, Pech und Leichen"

Ein mörderisch gutes Menü mit Mordfall

Leichenschmaus beim Mitmach-Krimi

Ein Menü mit Krimi

Ein mörderisch gutes Menü mit Mordfall in der Oberteuringer Mühle

Dollingerietheater spielt Krimidinner

Von Lydia Schäfer

Oberteuringen Ein mörderisch gutes Menü servierte das Team der Oberteuringer Mühle seinen Gästen. Mit dabei zwei Schauspielerinnen, die sich selbst spielen: Miriam Kaminsky (Felixa Dollinger) und Carlotte Büchner (Christina Rieth). Die beiden setzten zum Krimidinner an, scheiterten aber an fehlenden Requisiten. Schade eigentlich, sollte man meinen. Doch dann geschah in Oberteuringen doch noch ein Mord. Und zwar genau vor der Mühle, zu dem Zeitpunkt, als die rund 100 Besucher vor der Bühne ihren „Bloody Lake of Constance“ in Form einer Tomatensuppe zu sich nahmen. Felixa Dollinger kam in ihrer Rolle als Miriam Kaminsky zurück und berichtete ohne Punkt, Komma und sonstigen grammatikalischen Notwendigkeiten von ihrer Entdeckung vor dem Haus.

In ihren verbalen Geschwindigkeitsräuschen wurden drei Dinge klar: Mühle, Mord, Leiche. Als Besucher fragte man sich schon, wann sie denn mal Luft holen würde. Die Schauspielerinnen wechselten im weiteren Verlauf dieses kurzweiligen Menübegleiters laufend ihre Rollen. Da ermittelten in fliegenden Rollen mal Kommissarin und Mitarbeiterin des Spurensicherungsteams, sie suchten im Publikum nach Verdächtigen, um in nächsten Moment als schusselige Schauspielerin, aufgeregte Schwiegermutter der Toten, abgeklärte Nachbarin, weinerliche Freundin der Ermordeten oder als eine von sich überzeugte Bühnenakteurin auf dem Verhörsessel Platz zu nehmen.

Mittendrin im Publikum

Und immer mittendrin im Publikum, das in die Ermittlungen einbezogen wurde. Die Leute ließen sich nicht lange bitten und machten mit. Sie leerten ihre Taschen, gaben bereitwillig zu, dass sie ihren Partnerinnen einen Mord zutrauen würden oder bezichtigten den Kellner als vermeintlichen Täter. Kurzum, das Publikum ließ sich charmant vorführen und das Team Dollinger/Rieth bewies Improvisationskunst, indem es Zwischenrufe in ihr Programm einbaute. Ein absolut unterhaltsamer Abend, der neben dem Mitmachcharakter auch noch Kulinarisches zu bieten hatte. „Das Mühlenteam bewirtet und hat auch das Essen selbst gemacht“, erklärt Irmgard Dollansky. Als „zentrales Tatgeschehen“ gab es eine Henkersmahlzeit aus Schweinefilet, ummantelt mit Kräuterfarce und frischem Gemüse sowie Bandnudeln.

Die Schauspielerinnen kamen aber rechtzeitig vor dem „Happy End“, einem „Mordsnachtisch zum Selbstvollenden“, wieder auf die Bühne und lösten den Fall. Das Dessert kam in Form einer Eiskugel mit Waffel und einer Spritze. Darin die blutrote Erdbeersoße als Teil des Bausatzes. Als Zugabe gab es für die Besucher noch eine Schokobombe oder einen Espresso. Es mag in der Mühle das erste Krimidinner gewesen sein, aber es bleibt zu hoffen, dass es nicht das letzte war.


Leichenschmaus beim Mitmach-Krimi

Mord auf der Bühne, mehrere kulinarische Gänge im Parkett – ein Abend der Gegensätze in der Mühle Oberteuringen

Von Jaqueline Geray

Tod durch Gartenhacke – das ergab die Obduktion der Kommissarin mit der gespaltenen Persönlichkeit. Verdächtige im Kreuzverhör der Spurenfahnderin in Lederjacke. Und mittendrin: der Zuschauer.

„Jeder kann der Mörder sein!“, das zumindest behauptet die Stuttgarter Schauspielerin Felixa Dollinger am Samstagabend in der Mühle in Oberteuringen bei ihrem Krimidinner „Pleiten, Pech und Leichen“. Sie hetzt das Publikum als knallharte Kommissarin, weinerliches Fräuleinchen und ungehobeltes rülpsendes Weib. Wandelbar – ja, das ist auch ihre Kollegin Christina Rieth. Schwiegermutterschreck Rieth gibt dem Krimi-Kabarett die nötige Würze. „Pleiten, Pech und Leichen” ist eine Kriminalgeschichte à la Mord im Dunkeln.

Das Publikum hilft den etwas aus der Ruhe geratenen Detektiven bei ihren Ermittlungen. Aufstehen, hinsetzen, aufstehen, hinsetzen – und nichts anfassen! Die Zuschauer befinden sich im Kreuzverhör und müssen Rede und Antwort stehen. „Würden Sie ihrer Frau einen Mord zutrauen?”, wird ein Mann aus den hinteren Reihen gefragt und die Antwort kommt prompt: „Klar, warum nicht?”

Schonungslos ehrlich antworten Menschen, wenn sie unter Mordverdacht stehen. Und so wird auch mal eine Handtasche durchwühlt oder ein Zuschauer auf Waffen abgetastet. Dazwischen werden Schwaben parodiert und es wird kein gutes Haar an den Hauptverdächtigen gelassen. Heulkrämpfe gibt's inklusive; und Improvisation ist das Zauberwort des Abends.

Vor dem Hintergrund einer Dreiecksbeziehung spielt die Geschichte der zwei Stuttgarterinnen. Sie schlüpfen übergangslos in verschiedene Rollen. Außerdem gleicht der Besuch von „Pleiten, Pech und Leichen” einem Familientreffen: Da werden schon mal Besucher per Handschlag begrüßt, in den Pausen wird zusammen gespeist und Flyer werden noch persönlich überreicht. Doch kein Besucher ist vor einem sicher: selbst zum Statist im abgekarteten Spiel zu werden.


Ein Menü mit Krimi und ein musikalischer Leckerbissen zum Dessert!

Für "Kultur in der Mühle" - Irmgard Dollansky

Großes Theater, ein tolles Menü, ein phantasievoll dekorierter Saal, das waren die Zutaten für einen besonderen Abend. Beim Krimitheater mit Dinner hat sich das Mühlenteam selbst übertroffen. Es waren die Kleinigkeiten, die den Besuchern so viel Spaß machten, angefangen bei den Tischsets mit der "kriminellen" Speisenfolge und dem veritablen Durchschuß bis zur "blutigen" ( Erdbeer) Spritze, mit der man selber das Dessert vollendete und die kleinen aber feinen Zugaben zum Schluß in Form von Schnäpsle, Schokoladenleckerle oder Espresso. Die Gäste fanden den Abend großartig . "Es war das Tollste, was ich bislang erlebt habe", äußerte eine begeisterte Besucherin. Und sie wird es weitererzählen....

Fast möchte man sagen, in so einer Atmosphäre haben Schauspieler leichtes Spiel. Felixa Dollinger und Christina Rieth, die als DollingerieTheater durch die Lande touren, zeigten überzeugend, was man als Profischauspieler so drauf hat. Sie waren gut bei Stimme und brauchten kein Headset. So konnten sie sich ungehindert im Publikum bewegen, improvisieren und spontan reagieren. Besonders den Herrn mit dem grünen Pullover hatten die beiden Schauspielerinnen des öfteren im Visier. Der hatte erstmal eine Schrecksekunde zu überstehen, als seine Autonummer aufgerufen wurde, weil Felixa Dollinger, alias Miriam Kaminski, seinen Wagen angefahren hatte. Alles nur Theater! Die Entwarnung kam mit ihrem Auftritt als etwas schusselige Assistentin der zickigen Schauspielerin Charlotte Büchner (Christina Rieth). Diese hatte sich eingangs schon als Diva mit Allüren geoutet. Das geplante Abendprogramm ließ sie wegen fehlender Requisiten und anderer Unzulänglichkeiten platzen. Genervt  sagte sie die Vorstellung ab und rauschte von dannen, nachdem sie die Gäste nach Hause geschickt hatte. Die blieben eisern sitzen, schließlich war gerade erst die Suppe vorbei... Und wann geschah denn nun der Mord auf den man so dringend wartete? Der passierte direkt vor der Mühle, als die beiden Damen ihr Publikum hatten sitzen lassen. Das sorgte erstmal für Aufregung. Die Polizei war sofort präsent, verdächtigte alle im Saal, untersagte den Raum zu verlassen oder gar sein Glas anzufassen. Das Publikum machte mit und ließ so manche Frage über sich ergehen, bis sich die Verhöre endlich auf ein paar dringend Tatverdächtige konzentrierten.

Kurz zusammengefasst: Die Schauspielerinnen schlüpften nahtlos von einer Rolle in die nächste, waren Ermittler und Verdächtigte zugleich. Nur ein Requisitenwechsel und ein kurzes Innehalten, dann war der Wandel vollzogen. Das war wahrhaft meisterliches Theater, das die Zuschauer begeisterte. Und wer war nun der Mörder oder die Mörderin? Wer dabei war, der weiß es.... Übrigens, der neue Kellner war's nicht.