Samstag, 16.02.2013

„Die Blödsinnskönigin"

Wenn Fremde in der Fremde fremdeln

Noch immer vermag der Witz des bedeutendsten deutschen Komikerduos zu zünden, sofern dieser auf ein aufmerksames Publikum trifft. Und genau das war am vergangenen Samstagabend der Fall, als Jutta Klawuhn als „Blödsinnskönigin" Liesl Karlstadt und Alexander Niess als Karl Valentin sowohl Texte aus deren Sketchen als auch vergnügliches und tragisches aus dem Leben der Zweien vortrugen.

 Die Liesl – aber bitte mit „e" – hieß eigentlich Wellano und kam als Tochter eines italienischen Bäckers, als fünfte von dessen neun Sprösslingen, in Schwabing zur Welt. Verkäuferin hätte sie werden sollen, was sie aber schon nach kurzer Lehrzeit nicht mehr wollte. Die musikalisch Begabte (beherrschte mehrere Instrumente) schloss sich den „Münchener Volkssängern" an. 1911 traf sie so auf den damals schon einigermaßen berühmten Karl Valentin, für den sie bei seinem Auftritt im „Frankfurter Hof" als Soubrette mit ihrem Damentrio das Vorprogramm bestritt. Das war für die 21jährige die Chance zum Sprung auf „die Bretter die die Welt bedeuten" – und den sie auch unternahm. Damit begann eine 26 Jahre dauernde Partnerschaft auf (und wohl auch hinter) der Bühne, wofür sie neben ihrer Jugend und Talent später auch mit ihrem Ruf, Vermögen und nicht zuletzt mit ihrer psychischen Stabilität bezahlte. Bis dahin jedoch entwickelte sich eine steile künstlerische Karriere, die immer mehr auf Liesls Schultern lastete, später durch das Naziregime gedämpft wurde und letztlich am Wesen des Querulanten und Hypochonders Valentin zerbrach. Ein Neuanfang 1947 – nach Liesls Suizidversuch 1935 und Psychiatrieaufenthalt, sowie der Kriegsjahre, die Liesl, Muli-betreuend als „Gefreiter Gustl" getarnt, bei einer Gebirgseinheit verbrachte – endete bald mit Valentins Tod am Rosenmontag 1948. Mit ernsteren Rollen, Radioserien und Unterhaltungsfilmen hielt sie sich bis zu ihrem Tod 1960 finanziell über Wasser.

Würdigend liebevoll, aber weder verklärend noch niedermachend, haben Klawuhn und Niess die zwei Blödler von Damals gezeichnet. Gar nicht vor kam Valentins völlige Entzauberung nach dem Krieg. „Der Valentin kommt hier bei uns viel zu gut weg", bekannte denn auch Alex, der den wortklauberischen Grantler überzeugend wiedergab. In köstlicher Übereinstimmung warfen er und Jutta sich die Stichworte zu, die genau zu passen hatten, „weil sonst der Gag platzt". Und Gags gabs zuhauf – getreu Valentins Motto „Ich will doch bloß, dass die Leut' darüber lachen". Und genau das taten diese denn auch 80 Jahre später noch. - Zumindest jüngst in der „Mühle".

Bilder davon gibt es unter http://muehle-ot.de/PG/index.php/veranstaltungen-2013/die-bloedsinnskoenigin/category/33-bloedsinnskoenigin

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher