Samstag, 13. April 2013

SPRUNGBRETT XXI

Sprung in gelebte Inklusion

16-Jährige erobert das Sprungbrett

Von Lena Reiner
Schwäbische Zeitung Fotogalerie



Oberteuringen Acht talentierte Acts haben sich am Samstagabend in der Teuringer Mühle beim 21. Sprungbrett präsentiert. Die eingegangenen Anmeldungen haben diesmal nicht für zwei volle Abende gereicht, was vermutlich der parallel stattfindenden Salemer Talentbühne zuzuschreiben ist. Doch davon ließ sich hier niemand die Laune verderben. Das Publikum erschien pünktlich und voller Vorfreude.

Besonders aufgeregt ist die Mutter der 16-jährigen Marisa Pecchinenda, die an diesem Abend zum ersten Mal vor Publikum aus ihrem Fantasyroman „Tautränen“ liest, der dieses Jahr verlegt wird. Nach einer Tanzeinlage in Tango Argentino ist sie auch schon an der Reihe und verschafft dem Publikum einen Einblick, in die von ihr kreierte Elfenwelt.

Die 16-Jährige bringt Worte aufs Papier, die vielen Gleichaltrige nie in den Mund nehmen würden: Ihr Wortschatz und Einfallsreichtum beeindrucken. Auch wenn manche Sätze noch etwas holprig daherkommen, machte ihre kleine Lesung Lust auf das Buch, das im Herbst erscheinen soll.

Sascha Rumpel als „Colour your mind“ aus dem Deggenhausertal war der erste von vier Singer-Songwritern an diesem Abend. Mit englischsprachigen, selbst geschriebenen Stücken, ruhigem Fingerpicking und einer ganz eigenen Stimmfarbe überzeugte der 24-Jährige. Dass seine Stimme, wie er sagte, angeschlagen sei, tat seinem Auftritt keinen Abbruch, sondern verlieh seinem Gesang eine etwas härtere, rauchige Note, die ihm gut steht.

Er kündigte „einen weiteren Mann mit Gitarre“ an: Marcel „MarcY“ Krüger, der zum ersten Mal der Öffentlichkeit seine eigenen Lieder preisgab. „Sonst singe ich nur in meiner Kolonne“, erklärte er mit sympathisch schwäbischem Einschlag. Das Zittern in seiner Stimme verriet seine Nervosität, die aber nach den ersten Takten verschwand. Der junge Mann mit einem eher rauen Äußeren stimmte überraschend zarte Töne an und sang auf Deutsch über die Liebe und andere Gefühle. Dabei erinnerte er stimmlich an die ganz Großen des Genres. Die Zuhörer waren begeistert und verlangten ihm zwei Zugaben ab.

Nicht ohne Zugabe

Zwei Bands stellten noch ihr Können unter Beweis: die Schülerband „relax“ und die Rockgruppe „The unshaveable Bison“. Die Musiker, die da als Letztes auf der Bühne standen, sahen zwar absolut unscheinbar aus, zeigten aber schnell, dass einiges in ihnen steckt. Echte Rockröhren, flottes Schlagzeugspiel, starke Keyboardklänge und flinkes Fingerpicking auf einer E-Gitarre rissen das Publikum mit. So dauerte auch ihr Auftritt länger als geplant: Ohne mehrere Zugaben durften Jürgen Krause, Tanja Zwerger, Nils Hitzemann und Michael Muhry die Bühne nicht verlassen. Die Oberteuringer Talentbühne zeigte einmal mehr: Der Sprung ins kalte Wasser lohnt sich.

Die nächste Auflage ist für Oktober geplant

16.04.2013
Von MERTKAN ÖZDEMIR

Oberteuringen, Sprungbrett, die Einundzwanzigste! Ja, am Samstag war es wieder soweit im Kulturhaus Mühle in Oberteuringen. Koordinator Bruno Rauscher und Moderator Bene Amann haben in die Hände gespuckt, um talentierten Menschen aus der näheren Region die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren. Keine Frage: Alle spielen, sprechen und tanzen auf der prächtig beleuchteten Bühne. Auf eine ganz besondere Art macht das die Schülerband „Relax" aus Wilhelmsdorf. Drei Jugendliche mit Behinderungen treten auf, um dem Publikum zu sagen: „Wir sind auch da!" Mit einer selten zu Gehör bekommenden Power spielt Schlagzeuger Andrej Kindsvater sein Drumset. Luwana Reinhardt setzt mit ihrem Gesang neue Maßstäbe an diesem Abend und rüttelt mit ihrer Stimme den einen oder anderen wach. „Schule!" singt sie mit voller Stimme ins Mikrofon – und sich damit in viele Besucherherzen. Mittendrin zünden einige Anwesende ihr Feuerzeug, um den Bandmitgliedern klar zu signalisieren: Wir mögen euch!
Sven Eberhardt, der dritte Kopf von „Relax", spielt Keyboard. Er ist der ruhigste von allen. Gelassen, aber konzentriert greift er die Harmonien. Mit einer gecoverten Version von „Relax" von „Frankie goes to Hollywood" macht die Band ihrem Namen alle Ehre. In den Pausen zwischen den Liedern bringen die jungen Musiker das Publikum immer wieder zum Lachen. „Ja, ja, das ist schön", ruft Andrej Kindsvater lächelnd und macht Stimmung im Haus
Stimmung bereitet auch „MarcY" – Marcel Krüger an seiner Gitarre. Sehr gefühlsbetont spielt und singt er in melancholischer Manier seine selbst geschriebenen Lieder. „Bereit" hat MarcY eines seiner Lieder genannt, das er früher komponiert hat, um seine Liebe gegenüber einem Mädchen zu zeigen. „Ja, ich war auch mal verliebt", sagt MarcY und überzeugt wenig später durch seinen zarten Gesang, dass er wirklich geliebt haben muss. Der junge Gitarrist und Songwriter aus Friedrichshafen tritt zum erstem Mal öffentlich auf. „Bis jetzt war es so, dass ich meine Lieder nur meinem engen Freundeskreis vorgespielt habe. Das erste Mal nun vor einem breiten Publikum", so der Häfler Musiker. Seine Einschätzung, er sei verschnupft und darunter leide seine Stimme, kann niemand im Publikum teilen. Gut intoniert und mit feinen Verzierungen singt MarcY vornehmlich in Moll. „Ich steh' nun mal auf Schnulzlieder", bekennt er.
Eine der jüngsten Attraktionen des 21. Sprungbretts ist Marisa Pecchinenda. Die 16-jährige hat ein Buch geschrieben. „Tautränen" heißt ihr Roman, der im Herbst 2013 im Papierfresserchens MTM-Verlag erscheinen wird. „Drei Jahre habe ich geschrieben", erklärt das Mädchen, deren Roman von der Liebe handelt. Eine beachtliche Leistung, die die sprachgewandte Pecchinenda an den Tag bringt und mit ihrer Lesung das Publikum überzeugt.
Sascha Rumpel aus dem Deggenhausertal ist experimenteller Songwriter und setzt mit seiner elektro-akustischen Gitarre neue Maßstäbe in der Teuringer Talent-Präsentation. Mit einer fast schon meditativen Art spielt er selbst geschriebene Lieder. Sein Gesang besticht durch Authentizität. Rumpel spielt sich selbst, kupfert nicht ab und entscheidet sich, originalgetreu er selbst zu bleiben. Ungewöhnliche Gitarrenakkorde klingen so ganz natürlich und selbstverständlich.
Stephan Hell, genannt „Hell", spielt klassische Gitarre, liest Gedichte und beeindruckt mit seiner Redegewandtheit. Zum Schluss rockt die Band „The Unshaveable Bison" mit Tanja Zwerger, Jürgen Krause, Nils Hitzemann und Michael Muhry mächtig ab. Mit dem Song „On the road to nowhere" rüttelt die Band die Zuschauer ein letztes Mal auf – damit alle hellwach nach Hause fahren können.