15.JANUAR - 14.FEBRUAR 2016

Gedächtnisausstellung
Adolf Büger 1885 - 1966

Adolf Büger ist ein fast vergessener Maler aus der Münchner Künstlerszene der Vor- und Nachkriegszeit.
Einst waren seine Bilder auf allen großen Ausstellungen in Deutschland (Berlin, Nürnberg, München), in New York neben Heckel und Pechstein, in Paris und Kairo zu sehen, heute sind sie verstreut in Staatsgalerien und Privatsammlungen.

»Er ist der letzte europäische Maler, der die natürlichen Landschaften in ihrer urbildlichen Reinheit und Größe gemalt hat.« Magnus Wehner 1966

 


Pressestimmen:

Schwäbische Zeitung | 14.01.2016 | CHRISTEL VOITH

Farbkräftige Erinnerungen an einen vergessenen Maler

Oberteuringer Mühle-Galerie zeigt Gedächtnisausstellung für Adolf Büger (1885-1966)

Mit einer Gedächtnisausstellung für den vor 50 Jahren verstorbenen Münchner Maler Adolf Büger (1885-1966) eröffnet der Kulturverein am heutigen Freitagabend das neue Ausstellungsjahr in der Mühle. Die Bilder stammen von dem in Friedrichshafen-Lipbach wohnenden Enkel Peter Büger.

Wie Peter Büger erzählt, stammte der Maler aus einer Münchner Familie von Kaufleuten, die seine künstlerischen Ambitionen keineswegs gerne sahen. Doch er hat sich durchgesetzt und von 1905 bis 1910 an der Kunstakademie München studiert und bis 1930 in Berlin, Nürnberg, München und New York ausgestellt. Eine damalige Zeitschrift schreibt über ihn: „In diesem Maler besitzt die heutige junge Münchner Künstlergeneration vielleicht das nennenswerteste Talent.“

Büger galt als „entartet„

Mit seinem expressionistischen Malstil galt er im Dritten Reich als „entartet“, zudem sind bei einem Bombenangriff auf München fast alle seine Vorkriegswerke verbrannt, nur eines sei heute noch erhalten. Er ließ sich dadurch nicht entmutigen, malte farbkräftige Bilder, schloss sich der Künstlergruppe „Der Rote Reiter“ an und stellte 1950 mit Willi Baumeister und Max Ackermann aus.

Noch im hohen Alter von 81 Jahren habe er tatkräftig gemalt, ehe er bei einem Autounfall starb. Die in der Mühle ausgestellten Bilder geben einen Überblick über seine Hauptmotive Landschaft und Menschen. Zu sehen sind bayerische Gebirgslandschaften und Bilder aus der Toskana, auch tief verschneite Dächer. Sommerlich ist der Wirtsgarten, in dem Menschen sich vergnügen, zwei nackte Mädchen sitzen am Ufer eines Sees, versonnen die eine, über ihr Haar streichend die andere. Ein Leuchtturm blickt an einem Hafen übers Meer, auch Stillleben haben den Maler interessiert.


 

SÜDKURIER |15.01.2016 | GUDRUN SCHÄFER-BURMEISTER  

Friedrichshafen „Er war ein wilder Kerl“

Eine Ausstellung in der Mühle Oberteuringen erinnert an den Maler Adolf Büger. Sie wird heute eröffnet

Kennen Sie Adolf Büger? Nein? „In diesem jungen Maler besitzt die heutige, junge Münchner Künstlergeneration vielleicht das nennenswerteste Talent“, schrieb Oskar Graf 1917. Er war ein Zeitgenosse bis heute unvergessener Maler der Münchner Moderne und der Münchner Kunstszene der zwanziger Jahre.

Adolf Büger wurde 1885 in eine Münchner Kaufmannsfamilie geboren. Seine Leidenschaft für die Malerei gab dem eigenwilligen jungen Mann den weiteren Weg vor. Er widersetzte sich dem Wunsch des Vaters nach einem Werdegang als Kaufmann und besuchte fünf Jahre (1905 – 1910) die Kunstakademie in München, studierte bei Peter Halm und Angelo Jank und fand bald seinen eigenen, vom Expressionismus beeinflussten Stil. Bedeutende Galerien stellten die Werke des jungen Künstlers aus. Dazu zählte der Glaspalast München ebenso wie die Neue Galerie in New York, welche seine Bilder neben den Werken von Max Pechstein und Erich Heckel präsentierte.

Die steile Karriere Bügers wurde 1933 jäh unterbrochen. Seine Kunst wurde als „entartet“ deklariert und er erhielt Malverbot. Er entzog sich weiterer Verfolgung durch die fluchtartige Abreise aufs Land, in die geliebten Berge bei Bad Reichenhall. Die nächsten Jahre verbrachte er auf einem Einsiedlerhof in Bayrisch Gmain mit Blick auf den Obersalzberg. Etwa 150 Bilder hatte er in seiner Schwabinger Wohnung eingelagert. Sie waren bereits in Kisten gepackt und warteten auf die Auslagerung, als ein Bombenangriff 1942 die Wohnung komplett zerstörte und alle Bilder verbrannt wurden.

Adolf Büger war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau hatte er eine Tochter und einen Sohn, der ihn 1939 zum Großvater machte. Peter Büger blieb sein einziger Enkel. Sein Beruf als Doktor der Physik führte ihn vor vielen Jahrzehnten an den Bodensee, wo er mit Unterbrechungen seither lebt und seinen Ruhestand verbringt. „Mein Großvater war ein wilder Kerl. Entweder hat er gemalt oder er war umgeben von schönen Frauen, die bei ihm lernen wollten. Oder er war beim Skifahren oder sonst in den Bergen.“ Er hat seinen Großvater in wacher Erinnerung. Dieser hatte wenig Zugang zu den Bedürfnissen eines Kindes und Peter Büger schildert lebhaft, wie ihm der Großvater Skifahren beibringen sollte. Oben auf dem Berg wies er ihn an, es ihm einfach nachzumachen und sauste voran, den Berg hinab, ohne zu schauen, wie der Bub herunterkam.

1951 kehrte Adolf Büger auf Einladung des Münchner Kulturbeauftragten in seine Heimatstadt zurück und begann seine öffentliche Karriere zum zweiten Mal. Er schloss sich der Künstlergruppe „Roter Reiter“ an, die in Schwabing ihren Treffpunkt etabliert hatte. Die Erzählung Peter Bügers zeichnet das Bild eines Mannes, der seinen Leidenschaften für die Malerei, die Natur und die exzentrische Lebenslust zu folgen wusste. In seinem Haus in der Münchner Klenzestraße hielt er einen Menschenaffen, Schlangen und einmal – im 2. Stock! – sogar ein Pferd. Seine Kostümierung im Münchner Fasching bestand einzig aus schwarzer Schuhcreme am ganzen Körper und einem Baströckchen.

Peter Büger fragt sich noch heute, wovon der Großvater in der Zeit seiner Verfemung gelebt hat. Und auch danach war er weder kranken- noch sonstwie versichert. Wenn es ihm an Bargeld fehlte, bezahlte er mit Bildern. Zum Zahnarztbesuch klemmte er sich ein Bild unter den Arm, verwies darauf und sagte: „Dafür will ich behandelt werden“. 1966 starb Adolf Büger bei einem Autounfall. Seither ist sein Werk fast in Vergessenheit geraten. Viele Bilder sind im Besitz seines Enkels geblieben. Aus Anlass des 50. Todestages von Adolf Büger zieren sie von 15. Januar bis 14. Februar die Galerieräume in der „Mühle“ Oberteuringen. In ihrer opulenten Farbigkeit beleben die Ölgemälde die Wände. Zunächst bevorzugte Büger religiöse Motive, später dominierten Akte, Landschaften und Portraits. Sie zeigen seine Liebe zur menschlichen Schönheit und zu den Bergen der Alpen sowie der Toskana. Sie erinnern an van Gogh, Cézanne, Pechstein, Macke und andere berühmte Maler in ihrer Farbigkeit sowie in der Wahl der Motive. Und doch sind sie ganz anders. Eigentlich verbietet sich ein Vergleich, denn Adolf Büger war kein Imitator. Vielleicht wäre er ein Wegbereiter geworden, wenn die historischen Umstände förderlicher gewesen wären. Einzelne der ausgestellten Bilder haben noch die Originalrahmen, von Adolf Büger selbst gezimmert. Manche Gemälde sind mit Preisen gekennzeichnet. Sie können bei Peter Büger gekauft werden, der während der sonntäglichen Öffnungszeiten anwesend sein wird und gerne durch die sehenswerte Ausstellung führt.

 Peter Büger steht gern für Anfragen zur Verfügung (Telefon 0 75 44/45 31, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).