Sonntag, 17. Januar 2010

“Weiße Bilder” von Michael Beck in der “Mühle”

Zwischen Hamburg, München und Zürich finden Michael Becks “Weiße Bilder” in der “Mühlengalerie” derzeit ihr Verweil. Abstrakte Werke, mit denen der in Meckenbeuren schaffende Künstler “die Seele hinter der Fassade” durchscheinen lässt.

Noch bis 28. Februar lassen sich hier Parallelen zum eigenen Innenleben erschauen.

“Zwischen Weiß und Schwarz pulsiert das Leben” ist eine althergebrachte Erkenntnis in der Malkunst. Michael Beck erfindet hier kein neues Rad. Was er allerdings neu macht, ist die Verquickung der Technik der alten Meister mit seinen Gefühlen und Erkenntnissen. Dabei bedient er sich Materialen, die eigens zusammen gesammelt und –gemischt, Schicht für Schicht aufgetragen werden, dabei trocknen, härten, springen, platzen oder in sich zusammenfallen, bevor die weiße Öllasur wie ein Schleier darübergelegt wird. Ein Schleier, unterschiedlich dicht, mit Durchblicken, Ausbeulungen oder klar abgegrenzten Aussparungen. Nicht wirklich Schleier, sagt Beck, eher Fassade, wohinter sich Abgründe oder Auftürmungen finden lassen. Das entschleierte Sein – das wahre Wesen.
Nur scheinbar profan oder flapsig Becks Begründung, fortan so zu malen: “Ich wollte auch mal mit einem breiten Pinsel arbeiten.” – Der gelernte Grafikdesigner beherrscht und praktizierte sehr wohl die Kunst des feines Pinselstrichs, der Gestaltmalerei. Doch davon habe er sich seit einigen Jahren befreit. Nicht mehr Mainstream, sondern Avantgarde übt auf ihn die Faszination aus, die ihm immer weitere Inspirationen eingibt. Das Dahinter ist die unerschöpfliche Quelle die aus seinen Werken sprudelt. “Wir alle haben unsere dunklen Seiten, die wir gerne nach außen mit einer “weißen Weste” kaschieren. Die Auseinandersetzung damit, das Erkennen der eigenen Fehlbarkeit, lässt uns anders, bewusster mit dem Leben umgehen.” Dergestalt selbsterfahren, lässt Michael Beck hinter die Fassade blicken und jedem Betrachter seine eigengefühlte Interpretation. Wer sieht was - in dem Schellackquadrat, in dem Teerbatzen, der spindelförmigen Zelluloseausbuchtung, dem eingestreuten Grassamen, der aufgeborstenen oder erkenntlich geflickten Oberfläche? Nicht zum schnell mal Drüberschauen, sondern zum Verweilen und Insichgehen, zum Wirken lassen und Erkennen sind Becks Bilder. Er selbst scheint es schon längst erkannt zu haben.

“Weiße Bilder” – Michael Beck
17. Januar bis 28. Februar
Ausstellung geöffnet mittwochs und sonntags von 14 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen. Eintritt frei und unverbindlich, aber auf eigene Erfahr.
Künstlerinformationen im Internet: www.michael-beck-art.de

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher