Wie Bärendreck wickelt sich massiver Rundstahl um einen Stein


Wie Bärendreck wickelt sich massiver Rundstahl um einen Stein (Foto: Helmut Voith)
23.02.2018 SZ Christel Voith

>>> Fotos von der Vernissage am 25.02.2018

„Auch im Chaos herrscht eine innere Ordnung“ hat Dietmar Hawran ein Nagel-Objekt in seiner Ausstellung „quer durchs Beet“ genannt. Die Ausstellung wird am Sonntag, 25. Februar, in der Galerie in der Mühle in Oberteuringen eröffnet.

Fein geordnet und doch bunt gemischt ist auch die Ausstellung, die die ungeheure Energie verrät, die den Allgemeinmediziner vor einigen Jahren dazu getrieben hat, sich mit Haut und Haaren der Kunst zu verschreiben und sich rastlos neue Gebiete zu erschließen: Schmiedeobjekte, Arbeiten in Stein und Kombinationen von Stein- und Schmiedearbeiten.

„Quer durchs Beet“ heißt, dass er erstmals auch frühe Arbeiten von 1993 zeigt. In Anlehnung an das Englische „Welding“ für Schweißen hat er damals seine geschweißten Collagen „Weldagen“ genannt, Spiele mit Objekten – „ich bin ein Sammler“ –, die er wie feine Desserts auf Metallplatten auftischt, so der Wasserhahn, der auf schimmerndem Metall aus einem Rohrgeflecht herauswächst. Vergnüglich sind kleine Schmiedearbeiten, die beispielsweise Kneif- und Kombizangen einen Pas de deux tanzen oder sich einander zuneigen lassen. Materialkästen fügen sich zu Triptychen, so die Figurengruppe „Im Fluss des Lebens“, gebogene Stanzausschnitte aus Blech, die zur Familie, zu sich abnabelnden Jugendlichen oder wuseligen Kindern werden, oder die „Chinesische Militärparade“, in der Sicherungen und Nägel exakt paradieren. Daneben, eher spielerisch, liegen Steinarbeiten mit unterschiedlich bearbeiteten Oberflächen: „Die mag ich, da ist man beim Arbeiten ganz bei sich“, sagt er.

Rund zwanzig Jahre hatte er die eigene künstlerische Tätigkeit ruhen lassen: „Praxis, Familie und Kunst geht nicht“, doch die Werkstatt hat er behalten. Sobald er 2011 die Praxis verkauft hatte, machte er einen Steinmetzkurs und bildet sich seither autodidaktisch auf den verschiedenen Gebieten weiter. Die eher langwierige Arbeit am Stein hat ihn doch mehr zu den Metallarbeiten gezogen. Besonders ins Auge fallen seine sogenannten „Mammografien“ oder „Mammas“, die er immer noch weiterentwickelt. Ausgangspunkt sind große Metallkugeln, Ausdehnungsgefäße aus dem Heizungsbau. Der angebaute Flansch für das Heizungsrohr weckte die Assoziation an Nippel und schon waren die „Mammas“ geboren, die inzwischen auch zum Punk mit Hahnenkammfrisur werden können. Spannend wird es, wenn er sie aufreißt oder wie in jüngsten Arbeiten mit einem Plasmaschneider feine Zeichnungen hineinritzt oder hineinschneidet, dass sie wie fragile Papierarbeiten wirken. Ganz im Gegensatz dazu steht der in langen Rundstahl „gewickelte“ Stein, ein Kraftakt allein, ihn zu heben. Ob Stein, Metall oder Fundstücke – es gibt einiges zu entdecken.