28. MÄRZ 2015

Thin Mother - coverrock mit Kultstatus

  OLDIE(S)NIGHT  

1974 in Tettnang gegründet und seit 1997 auf den Bühnen der Bodenseeregion regelmäßig zu hören – wie beim Rutenfest Ravensburg, beim Uferfest Langenargen oder beim Bähnlesfest Tettnang – Traditionen, die das Publikum liebt!

Mit Power und Spiellaune spielt die Band die Musik, die mit dem Lebensgefühl der 60er und 70er Jahre einherging: Coverrock von den Beach Boys, Beatles, Eagles, Deep Purple, Free, Pink Floyd, Rolling Stones bis hin zu Steppenwolf - die alte Zeit wird wieder in Erinnerung gerufen.

„Wir haben unseren eigenen Sound entwickelt. Wir spielen, was die Leute hören wollen! Und der Erfolg gibt uns Recht.“

Hermann Döser: Bass, Yogo Holz: Gitarre, Dieter Grupp: Keyboards
Bernhard Rudert: Gitarre, Willi Köpf: Schlagzeug, Wolle Locher: Gesang

www.thinmother.de

Oldies by Oldies - not only for Oldies

Scharfe Schnitte statt dünne Mutter

von Harald Ruppert

Thin Mother – da weiß man, was man hat: Vier Stunden lang nur Klassiker der Rockmusik in einer grundsätzlich vollen Bude. Die Mühle Oberteuringen hätte sich am Samstag verdreifachen müssen, hätte sie alle reingelassen, die im Vorverkauf Karten wollten. Freilich bricht die Rockgeschichte bei den sechs Recken von Thin Mother ungefähr um 1980 ab – aber dafür kann man auch fast alle Songs auswendig mitsingen und wundert sich selbst darüber.

Thin Mother spielen also nur, was sich ins kollektive Unterbewusstsein eingeschrieben hat. Und sie spielen es mit Schmackes und einer Portion Dreck. Das gilt schon vom ersten Song an: „Under my thumb“ von den Stones. Man hört aus dem schmutzigen E-Gitarrenton das Schwarze unterm Daumennagel von Keith Richards. Man merkt also: Geschludert wird nicht bei Thin Mother. Auch nicht vom neuen Bandmitglied Ebo Hösch am Schlagzeug, der den „in Rente gegangenen“ Willi Köpf ersetzt: Wie Ringo Starr richtet sein Beat kleine Staumauern auf, die den Drive von „She loves you“ aufhalten und ihn wie alles Aufgestaute nur noch unterstreichen.

Die Zahl der Rock-Oldies nimmt kein Ende an diesem Abend, und schon mit dem zweiten Song, „Somebody help me“ von der Spencer Davis Group, haben Thin Mother den Saal im Griff – die Menge tanzt. Diese Band hat so viel zu bieten, dass sie die Nummern schon mal künstlich kürzt, damit mehr Lieder in den Abend passen. Eine Ausnahme bildet „Hotel California“, das ohne das legendäre Gitarrensolo nur halb so lang wäre – und wer wollte auf Bernhard Ruderts originalgetreue Saitenkünste verzichten?

Mit der reichlich lässigen Schnauze des Heimspiels sagt Sänger Wolle Locher jeden Song an – aber auch so würde bei jeder Nummer schnell der Groschen fallen: Der Einstieg mit der Kuhglocke – das ist „Honky Tonk Woman“. Dieses Gitarrenriff, das dem Punk um eine Dekade voraus war – das ist „You really got me“ von den Kinks. Wolle Locher ist als Sänger ein echter Säger, ausgestattet mit einer geradlinig hohen Stimmlage, die sich durch jeden Song ihren Weg bahnt. Lochers Gesang wird immer noch schärfer und präsenter, je länger der Abend dauert, ist dabei aber nicht ohne Variationsmöglichkeiten – und findet mit „Listen to the music“ von den Doobie Brothers eine Nummer, die so auf seine Kehle zugeschnitten ist, dass man sich kneifen muss: Sind das jetzt die echten Doobies? Thin Mother legen gern mal eine Schippe drauf, und so klingt der Uralt-Oldie „Mony, Mony“, den Billy Idol coverte, gitarrenmäßig als hätten ihn Metallica neu aufgelegt. Thin Mother sind also weder als noch milde, auch wenn man selten ein Konzert mit einer solchen Vielzahl von „Yeah“-Gesängen erlebt, dieser Vokabel der Rock'n'Roll- und Beat-Ära. Dass zwischen diesen Sechsen nach 40 Jahren immer noch eitel Sonnenschein herrscht, zeigen vor allem die Harmoniegesänge: Den Beach Boys-Hit „Surfin' USA“ kriegt man so nicht hin, wenn die Chemie nicht stimmt. Aufs nächste Thin-Mother-Konzert darf man also hinfiebern: am 1. Mai im Adler in Oberdorf.