2005


Sonntag, 13. Februar

“JazzTalk”

Jazz Matinée

“Es hat sich herum gesprochen”, meinte ein zufriedenes Mitglied des Arbeitskreises “Kultur in der Mühle”, anlässlich der gut besuchten Jazz-Matinée am vergangenen Sonntag. “Jazz-Talk” tat ein Übriges dazu. Mit viel Spielfreude und einen homogenen Gruppensound verleiteten sie ihr begeistertes Publikum immer wieder zu spontanen Beifall und letztlich zugabenfordernden Applaus – wenngleich Viele an einen final-angehängten Take schon nicht mehr glauben wollten und sich (zu früh) durch die unwirtliche Winterwetter-Rotachlandschaft auf den Heimweg machten.

Davor genossen sie im Gewölbekeler allerdings das ausgewogenen Repertoire, das fein abgestimmt, zwischen bekannten Jazz-Standards und jazzorientierten Pop-Arrangements, nichts zu wünschen übrig ließ. Mit viel Spielfreude flochten die vier Musiker dazwischen auch immer wieder in bester Bar-Jazz-Manier bekannte Swing- und Latinnummern ein, die manch wippendes Bein schier nicht zur Ruhe kommen ließen.

Die Häfler Frontfrau, Claudia Schade, lieferte sich mit Saxofonist, Roland Fischer, zur Freude ihrer Fans gar manchen “Musikerstreit” – der ganz wie es sich gehört, immer in harmonischen Bahnen verlief und einerseits von dem Groove aus dem Background – ausgelöst durch Christoph Veit an Keyboard und Bass und Rainer Hertkorn mit Schlagzeug und Percussion - hochgepuscht wurde, andererseits aber auch genügend Platz für deren Entfaltung ließ.

Seit nunmehr zwei Jahren tourt die Formation durch die Region. Fast genau vor einem Jahr waren sie schon einmal in der “Mühle” und hinterließen dabei jenen tiefen Eindruck, der diesmal für einen noch “volleren Keller” sorgte. Auffallend dabei, dass die Teuringer selbst beinahe in Unterzahl gerieten, obwohl sowohl Fischer als auch Hertkorn hier ansässig sind. Aber nicht nur aus Ailingen (Schade) oder Tettnang (Veit), sondern aus dem ganzen Umland strömten die Besucher, um in urgemütlichen Ambiente stilvollen und unaufdringlichen Jazz der modernen Art zu Weißwurst und daneben noch Bilderausstellung (Luis Zett, “konkrete Malerei”) zu genießen.

Kontakt: “Jazz-Talk”

Rainer Hertkorn, Telefon: 07546 917 628; E-Mail: rainer.hertkorn@t-online.de

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 19. Februar

“Publico optimale” genoss Maulart-Kult

“Blära kasch dahoim” - “Maulartkabarett”

Als Publikumsmagnet erwies sich erneut das Ravensburger "Maulartkabarett”, dessen angesetzte Vorstellung am Samstag im im Nu ausverkauft war. Dasselbe geschah mit der nachgeschobenen, aber auf Freitag vorgezogenen, bei der gerade so viele Besucher der Aufforderung “Blära kasch dahoim” willig Folge leisteten. Wie Viele davon es denn wirklich in die Tat umsetzten, war an den Abenden selbst nicht zu eruieren, abr settige wo blära hettet welle, wäret eh it komme. So wurde denn viel und vor allem gerne gelacht und selbst hinterher im Gewölbekeller wurden einige der Hepperleschen-Gäx wieder und wieder aufgewärmt, ausgeschmückt, weitergedacht und teilweise über die Pointe hinaus belacht.

Ob das dargebrachte Programm nun als Kleinkunst zu gelten hat oder nicht, wurde da nicht mehr diskutiert. Dieser Frage ging Manfred Hepperle selbst in seiner typischen wortklauberischen Art nach – mit dem alles überzeugendem Fazit: “Wenns koi Großkunscht geit, geits au koi Kloikunscht”. Und überhaupt sei alles nur eine Frage des durch drei zu teilenden Publikums. Denn während das “publico optimale” verstandes- und gehörmäßig alles “verstoht”, gebe es darunter ebenso welche “de wohl verschtanden tätet, wenn se ´s denn häre kenntet” und geradeso “settige, de no guet häret, abr welleweag nix verschtandet”. Derartige begeisterungsresistente Besucher seien in den letzgenannten Gruppen zu finden, die den ganzen Abend nicht lachen, kaum klatschen “abr au it hoimganget”. Obwohl auch das Teuringer Publikum von den Maulartkabarettisten programmgemäß als ein “intellektuelles” solches bezeichnet wurde, fand es sich nach dem eigentlichem Ende der Vorstellung keineswegs mit dem “Fehler im Programmablauf” ab, bei dem die letzten beiden Sketche eigentlich schon die Zugaben hätten sein sollen und erklatschten sich trotzig noch weitere. So schoben also Gabi Walser, Wolfgang Engelberger und natürlich Hepperle den finalen Lacher des abends im “Mühlensaal” noch um einiges nach hinten – rein zeitlich betrachtet versteht sich.

Mit souveräner Bühnenpräsenz boten die drei “Kupferle”-Preisträger von 2004 ein buntes Programm mit Sketchen, in deren Alltäglichkeiten sich mancher in all seiner Schrulligkeit wiederentdecken konnte – oder zumindest seinen Nachbarn. Wie zu erwarten, stimulierten die unverfänglichen Rundum-Sticheleien durch die Art des Vortrages gehörig die Lachmuskeln, so dass zum blära wirklich nur dahoim blieb.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 05. März

Von unterwegs für: “unterwegs”

Bilderausstellung von Yvonne Günther

Zur “Mühle” unterwegs um der Eröffnung der Ausstellung bei zu wohnen waren am vergangenen Samstagnachmittag wohl in der Hauptsache Menschen aus der fernen großen Kreisstadt, welche die Werke der Häfler Architektin und Malerin, Yvonne Günther, in den kommenden Wochen zeigen wird. Musikalisch wurde die Vernissage von Sabine Lorentz (Violine) und Gaby Pietsch (Klavier) umrahmt.

Günther bringt Bilder aus ihren kreativen Entwicklungsepochen zur Ansicht, die von den frühen Werken mit Aquarell und Tusche bis zu ihrem “vormomentanen Stand” reichen, in dem sie immer mehr auch Acryl oder Wachsstifte zur Kolorierung ihrer Zeichnungen hernimmt. Nicht ausgestellt hat die Künstlerin ihre “Miniaturenvergrößerungen”, welche sie derzeit stark in den Bann ziehen.

Ihre “Detailverliebtheit” gab sie in der Vernissage unumwunden zu – überall in ihren Häuser- und Ortsansichten lassen sich Türmchen und Erker entdecken, deren handwerkliches Kunstzeugnis ihr besonders fest- und erhaltenswert erscheint. Auffallend in ihren Aquarellen sind die “Himmelsleitern”, die so etwas wie ein Günther´sches Markenzeichen darstellen, aber von der Erschafferin selbst als etwas unbewusstes, spontanes überall dort eingebracht wird, wo es grad gebraucht wird. Gerne ist Günther mit ihrem Malzeug im Freien unterwegs. Und da es dazu schönes Wetter brauche, ist auch die Farbgestaltung ihrer Bilder eine meist helle und heitere. Dort wo es nicht so sein sollte, sei klar zu erkennen, welches Wetter jeweils herrschte, so Günther.

Unterwegs war Günther nicht nur alleine, sondern oft auch mit der Zeichengruppe des BDB Bodensee (Bund der Bauschaffenden Architekten und Ingenieure) und so kamen für die Ausstellung “unterwegs” neben regionalen Motiven auch solche aus dem Tessin und dem Kloster Heiligenkreuztal, so wie aus Böhmen oder Rothenburg ob der Tauber zusammen.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 02. April

Shakin Bones

Lust zum Knochen schütteln vermittelten die "Shakin Bones" vom ersten Augenblick an. Kaum richtig auf der Bühne, gingen die sieben Musiker samt ihrer Frontfrau in die Vollen. Und das zahlreiche Publikum aus Nah und Fern ließ sich auch sofort anstecken. Über drei Stunden – mit nur zwei winzigen Pausen – bot die Formation ein überaus abwechslungsreiches Programm von Blues ´n Soul über Jazz zu Rock und Funk und wieder zurück. "Einfach grandios, was die "nur" mit ihrer Musik und ohne jedweden Firlefanz drumrum auf die Beine stellen", meinte eine schwitzende Tänzerin aus der Umgebung in einer der Pausen. So gut wie keine Moderation, gar keine Pointenheischer – einfach Musik pur, aber das dafür mit allem Nachdruck – das zeichnet diese Gruppe aus. Proben? "Ja! – Wir machen zwölf aus im Jahr, aber wenn wir auf sieben kommen, sind wir schon zufrieden", feixte Drummer Rainer Hertkorn und meinte: "Die besten Proben sind immer noch die Auftritte!"

Als nahezu unnötig erwies sich die Bestuhlung des Mühlensaales, denn schon gleich nach dem Platz-nehmen riss es die Zuhörer von den Sitzen - und es wurde eifrig Knochen geschüttelt.

Vor einer kompakten rhythm-section in der klassischen Besetzung Drums (Rainer Hertkorn), Bass (Peter Roth), Guitar (Andreas Büchele) und Keyboards (Jojo Ropertz), konnte sich der dreiköpfige Bläsersatz (tb: Jürgen Sprenger, sax: Roland Fischer, tp: Roland Scherer) mit messerscharfen Licks, sowie die zwischen Rockröhre und Soulstimme variierende Tanja Stengele richtig austoben.

Auf die Partytauglichkeit des Songmaterials legt die Gruppe größten Wert. So kam auch denn die Auswahl von Titeln aus der Feder solch wohlklingender Namen wie Huey Lewis, Supercharge, James Brown und/oder Al Jarreau (um nur Einige zu nennen) zu Stande. Der rasiermesserscharfe Bläsersatz sorgt dabei für die absolute Dancetauglichkeit des Repertoires und verleiht der Performance das Gütesiegel.

"Shakin’ bones" spielen ihren rhythm & soul seit 1998 und beweisen immer wieder, dass ihre Versionen alter und neuer Soul-, R&B- und Funk-Klassiker mächtig in die Beine gehen. “Shake your bones” ist dann auch das Motto, nach dem die acht Musiker aus dem Raum Friedrichshafen, Ravensburg und München, die alle schon eine bewegte musikalische Vergangenheit aufweisen, ihre Instrumente zum Grooven bringen.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samsatg, 30. April

"Mühlen an der Rotach"

Barbara Kensy-Schneider

20 der ehemals 30 Mühlen im Rotachtal hat Barbara Kensy-Schneider aufgesucht, Gespräche mit den jetzigen Bewohnern geführt und in ihrem Stil getreu auf Bildern festgehalten. Bei "fast jedem Wetter" war die Teuringer Künstlerin unterwegs um Eindrücke zu ihren Motiven zu sammeln, erste Skizzen zu fertigen um das Typische und Beeindruckende aufzunehmen - um es schließlich auf das Wesentliche zu reduzieren. In der folgenden Feinarbeit des Aquarellierens entstehen durch Betonung einzelner Details, Verdichtung von Schatten und Setzen von Schwerpunkten jene typische Einheit aus Zeichenschrift und Malschrift, welche die Werke von Kensy-Schneider auszeichnen. Zur Ausstellung hat Kensy-Schneider ein Begleitheft verfasst, in welchem Arbeitsvorlagen zu sehen sind, sie ihre Eindrücke schildert und die Bewohner zu Wort kommen lässt.

Das sah auch der in OT geborene Mühlenexperte Werner Knörle ganz ähnlich. Der Autor des Berichtes zu diesem Thema im Geschichtsbuch der Gemeinde ("Teuringen – Ein Streifzug durch die Jahrhunderte" – im Rathaus erhältlich), gab den gut vierzig Vernissage-Besuchern einen historischen Überblick über den Wandel des Mühlengewerbes, das Mühlensterben und ihre Funktionen in der heutigen Zeit. "Eine Mühle ist mehr", so Knörles Fazit, als "nur" ein Gewerbebetrieb. Als Begegnungsort nicht zu Letzt Keimzelle des Bauernaufstandes (Eitelhans lässt grüßen), aber auch gerade so Inspirator für Lieder und Gedichte, so wie der Entwicklung von Mechanik und angewandter Physik. Knörle beglückwünschte auch Oberteuringen zu der geglückten Umfunktionierung der Ex-Roth´schen Mühle zum jetzigen "Kulturhaus".

Mit musikalischen Einlagen in Klezmer-Manier unterhielt der Schonacher Multi-Instrumentalist Bernd Klenk die Gäste. Aus Querflöte, Klarinette und Saxofon hallte Klassik, Jazz und Blues durch die "Mühle", die just an diesem Tag anno 1502 auch als Lehen (von Sankt Johann in Konstanz) an den Vater von Eitelhans Ziegelmüller ging, wie Knörle wusste. – So gesehen waren die Anwesenden quasi Geburtstagsgäste.

Für den Kulturkreis: Bruno Rauscher

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Sonntag, 08. Mai

Die Herren “Pirsch und Balz”

Boris Raderschratt und Christoph Gierl

Heiter frivole Texte aus den goldenen Zwanziger, silbernen Dreißiger und braunen Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, mit einem gehörigem Schuss (Selbst-)Ironie aufbearbeitet und betörend dargeboten, präsentierten fernab der Lacher-heischenden Commedie-Klamaukszene die dem Weimarer Salonorchester angehörigen Boris Raderschatt (Pirsch) und Christoph Gierl (Balz) am Sonntagabend im "Kulturhaus-Mühle" ihr anspruchsvolles Programm.

Dass die unleserliche Handschrift des Herren Balz für den Herren Pirsch (konnte das Set-script nicht entziffern) ein ständiges Erahnen des folgenden Titels erforderte, war während des ganzen Abends nicht als wirkliches Problem feststellbar. Mit hundertprozentiger Trefferquote erpirschte Pirsch gleich nach Balzens Intro das intonierte Stück und feuerte daraufhin sein gesungenes Textfeuerwerk in herzbrecherischer Art und Weise ab. Mit schmunzelder Begeisterung verfolgten die rund 50 Zuhörer jenen Herrn, der sich mit seiner Klara in die Sahara aufmachen wollte, oder jenen auf die Fidschi-Inseln, nicht ohne sich davor den Körper schwarz-zu-bepinseln. "Ich steh mit Ruth gut, denn meine Ruth tut, was mir gut tut, im Monat Mai." – Kaum Fragen blieben bei dergleichen Texten offen und Antworten blieben die Herren ohnehin keine schuldig. Solche forderten sie höchstens in der "Pirsch & Balz Mitmach-Ecke" von den Zuhörern ein. Schwierig wurde es da für alle die es mit Homer nicht so hatten, sich einen Reim zu machen auf die Geschichte mit der "Circe". Da kam dann schon mal "Au weia" statt "Penelopeia", was zugegebener Maßen nicht die geläufigste Form des Namens der Odysseus-Gattin darstellt.

Klar wurde bei der Pirsch&Balzschen Performance auch einmal mehr, dass (piep) und (piep) nicht in ihrer fäkalinjurischer Drastik benannt werden müssen, sondern sehr wohl der Reiz an Metaphern und damit zu agieren die Erotik des Liedmaterials aus der "guten alten Zeit" ausmacht und die auch heute noch gleich gut ankommt. Beeindruckend war auch die Saga über die Enstehung vom Stroganoff-Filet. Mit perfektem russischen Akzent erzählte Pirsch die Beziehungskiste die in Omsk, Umsk, Emsk und wer weiß in welchem -msk noch, seinerzeit die Gemüter rührte. "iist das gutt", wurde gefragt – "gahr nicht gutt" antwortete Balz zuerst in mehreren Refrains. Das änderte sich erst als Stroganoff seinen Freunden demonstrierte, was er mit Schmutzkinoff gemacht hatte, der sich in verhältnismäßig verhängnisvoller Weise (es hätte genausogut einen anderen treffen können) in flagranti mit der Stroganoffowa erwischen ließ. "Daas ist gutt", so Balz, der nicht nur stimmlich mit Pirsch ging, sondern der auch sichtlich Spaß daran hatte, diesen am Flügel zu begleiten.

"Genau das Richtige zum krönenden Abschluss vom Muttertag", so die für alle Anwesenden stellvertretende Aussage einer Besucherin "von Außerhalb". Vom Motto des Abends – "Ich brech die Herzen ...." – sichtlich ergriffen, gönnte sie sich eine kleine Verschnaufpause während der Halbzeit im Mühle-Gewölbe. Dort trafen zur "Party Danach" auch Raderschatt und Gierl ein um sich nach mehreren Zugaben noch einige wohlverdiente Komplimente als Wegzehrung für ihren langen Heimweg einzuholen. Die Zwei bildeten gewisser Maßen die Vorhut an Künstlern aus dem vollen Weimarer Künstler-Pool, welche der Häfler "Kulturspion" und Eigner der gleichnamigen Agentur, Jürgen Schneider, an den Bodensee holen will. Nach dem was an diesem Abend geboten wurde – ein Grund zur Vorfreude.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

PS: Wieder einmal imponierte das Mühle-Publikum durch spontane Begeisterungsfähigkeit am dargebotenen Programm und wieder einmal glänzte der Großteil des Teuringer Publikums durch Abstinenz. – Schade eigentlich!

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Samstag, 25. Juli

“Voice Cream”

"Wer hat an der Uhr gedreht?" – war nicht nur als Song im abschließenden Zugabenblock tonangebend, sondern auch maßgebliche Publikumsempfindung. "Voice Cream" aus Tübingen begeisterte mit ihrer Chormusik von Pop bis Jazz.

Mehr als 60 Zuhörer pfiffen auf Fußball und Biergarten und ließen sich im – dank Air-Condition kühlen - Mühlensaal von der Singlaune des Chores mitreißen. Mit ihrer ausgewogenen Mischung hüpften die an diesem Abend 20 SängerInnen thematisch zwischen der "Neuen Welt" und "Old Europe" hin und her und verweilten dabei bei ihren Zwischenschritten auch schon mal in "Black Afrika". Bei Gershwin, Bee Gees, Grönemeyer aber auch Kool & the Gang zeigte der Tübinger Chor seine Wandlungsfähgigkeiten, die nicht nur vom musikalischen, sondern auch vom choreografischen Ausdruck insgesamt stimmig daherkamen. Viele eigene Arrangements des musikalischen Leiters, Cornelius Fritz, und mehrere solistische Einlagen gaben dem Konzert zum fünfer-Jubiläum ein besonderes Gepräge und zeigten die bunte Vielfalt zu der die Gruppe bereit ist sich einzulassen. Dass rund ein Drittel des Chores bei dem Auftritt fehlte, war diesem nicht anzumerken. Maßgeblich wurde von Ralph Brenner dazu beigetragen, der mit seinem reichhaltigen Sound-Equipment für gleichmäßige Beschallung und ausgeglichene Stimmenvolumen sorgte. Reiner Treplin wechselte sich mit Chorleiter Fritz am dadurch gefühlvoll begleitenden Flügel ab.

"Wir sind eine bunt gemischte Gemeinschaft - vom Twen bis zum jung gebliebenen Mittfünfziger. Wir haben an der Umsetzung unterschiedlicher Stücke und Musikstile viel Freude. Die Bandbreite erstreckt sich von Pop, Oldies, Musicals, Opern über Gospel bis Jazz. Die Vielfalt stellt uns immer wieder vor neue anspruchsvolle Herausforderungen und gibt Raum für die musikalischen Vorlieben jedes einzelnen," meinte die Initiatorin zum Zustandekommen von "Voice Cream", Almut Hepper, die auch die Moderation an diesem Abend übernahm.

"Wir kommen wieder, keine Frage", sangen und meinten die SängerInnen, denen nicht nur die begeisterte Zustimmung des Teuringer Mühlenpublikums bei ihrem Chorausflug an den Bodensee gut gefiel.

Für “Kultur in der Mühle" - Bruno Rauscher

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Samstag, 30. Juli

Sommerserenade

Kammerkonzert mit Dominika Falger und Leopold Donatus Strausz

Leopold Donatus Strausz (gebürtiger Oberteuringer) begleitet am Flügel die Violonistin der Wiener Symphoniker, Dominika Falger, bei diesem Kammerkonzert mit Werken von Johannes Brahms, Franz Liszt und Alberto Ginastera. Strausz ist nur kurz in seiner Heimat, bevor er sich für ein dreiviertel Jahr nach Südamerika zu einer Konzertreise aufmacht. Falger befindet sich gemeinsam mit den Wiener Symphoniker auf Konzertbesuch in Bregenz. Glück für das Kulturhaus "Mühle", das mit dem Zusammentreffen der beiden Spitzenmusiker noch ein besonderes Schmankerl vor der Sommerpause präsentieren kann.

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Freitag, 16. September

Vernissage zu "Ausschüttungen und Bewusst-Sein"

Gerhard Fischer

Eine nicht ganz allübliche Vernissage fand vor einer Woche in der Mühle statt. Seit dem dominieren die großflächigen Bilder von Gerhard Fischer die Wände in den Mühle-Ausstellungsräumen und tun dies weiterhin bis einschließlich 23. Oktober.

Der Salzburger Doktor Clemens Deisenhammer übernahm die Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung. In launiger Manier erzählte Deisenhammer allerdings mehr von der Reise nach Oberteuringen und der Ausgestaltung der Exhibition, als von der Entstehung von Fischers Werken. Mehr gab es dafür über das "frühe" Leben des Künstlers zu hören – das Deisenhammer als Fischers Ko-Autor – aus dessen Biographie zum Besten gab. Zwei Kapitel daraus wurden rezitiert, wobei insbesondere Fischers angereiste Gefolgschaft an diesem Abend (Teiringa sind eh' fascht koine do gwea) "a Mords-Gaudi" hatten und diese noch bis nach Mitternacht auskosteten.

Vergessen waren dann die Kalamitäten, welche sich vor der Ausstellungseröffnung ergaben und die Kulturkreisbeauftragten (Barbara Kensy-Schneider/Anna-Maria Heine) und den Mühleverantwortlichen (Rudolf Schuhmacher) gehörig ins Schwitzen brachten. Denn – wie die Bilder auch – zeigte sich erstmal keinerlei Organisationsstruktur ab. Dermaßen ungezwungen und spontan sollte denn auch der Abend verlaufen. Disco-Musik im Mühle-Keller vor und nach dem offiziellen Teil ließ bald jegliche Steifheit schwinden, welche ansonsten oftmals derartigen Veranstaltungen anhaftet.

Wild wie Fischers Leben, sind auch dessen Bilder. Einige durchaus Rohrschach-Test-tauglich, beeindrucken sie nicht zu Letzt durch die Gabe: Betrachtermeinungen polarisieren. Wie und ob sich die hochpreisigen Werke in der Rotachgemeinde verkaufen lassen wird sich weisen – fest steht schon jetzt: Interessenten brauchen nicht nur einen großen Geldbeutel, sondern auch einen großen Raum mit einer großen, freien Wand damit diese Bilder ihre Wirkung auch richtig "ausschütten" können.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Sonntag, 25. September

"Volksdampf"

– "sink positiv"

Mit Volldampf des Volkes Dampf abgelassen, haben die Akteure der Gruppe "Volksdampf".

Nach- und querdenkend, tief- und hintersinnig versuchten die vier Ravensburger Kabarettisten aus allen Widrigkeiten der heutigen Zeit, die guten Seiten heraus zu kitzeln. Zum Lachen gab es dabei reichlich – wenngleich selbiges bei manch makabrer (nirgends plump-derber) Formulierung oftmals schon das Prädikat "Übersprungshandlung" hätte einfordern können.

Getreu der Erkenntnis: "Wenn Einem das Wasser bis zum Hals steht, soll man den Kopf nicht hängen lassen", zeigten Lisa Greiner, Reiner Muffler, Suso Engelhardt und Uli Bohner immer wieder Lösungsansätze um aus allem Schlamasselhaften noch was Positives zu ziehen. Als mega-aktuelles Beispiel wie so etwas zu machen sei, diente nicht zu Letzt der noch amtierende Bundeskanzler, dessen Aussagen in der Wahlnacht deutlich zeigten "dass es keinen Grund braucht, um alles positiv zu sehen". Auf den Betrachterstandpunkt kam es allerdings auch bei "Frau Merkel's" Appell an, als sie vor der Wahl postulierte, das "Land braucht eine Aufbruch-Stimmung wie in Polen".

Viele, viele Beispiele brachte das "Optimisten-Quartett" ihrem Pessimisten-Publikum (und zwei Simulantinnen) zu Gehör. Und dass die Vier auch als Instrumental-Musiker überzeugen können, stellten sie erneut unter Beweis und belebten und bereicherten ihren Vortrag um somit noch ein – nein, mehrere Stücke. Sowohl in gesungener als auch gesprochener Weise lauerte hinter jedem Komma oder Kunstpause in der Pointe ein offenes Ventil, durch das Volks-Angestautes lachend abgedampft werden konnte. Als bestens eingespieltes Team zeichnete sich "Volksdampf" erneut und bis zur letzten Zugabe durch ihre inhaltlich super Vorstellung und starke Bühnenpräsenz aus.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Samstag, 01. Oktober

"Driftwood"

Roadsongs, Ballads, Country and more

Endlose Weiten, schnurgerade Straßen, gottverlassene Gegenden – endlich, ein Truck-Stop! Wärme, Geselligkeit und menschliche Nähe versprechend. Müde und ausgelaugt, nach einem spätherbstlich-verregneten Freitag auf dem Highway, abspannen und die Seele baumeln lassen. Noch auf dem Weg zum Eingang klingen die Songs vom County-Radio-Channel im Ohr und nicht nur einmal hatte Mileseater-Chuck in seinem Road-Train lauthals mitgesungen. Jetzt schlummert sein "Baby" auf dem bewachten Parkplatz gemeinsam mit vielen anderen. An deren Kennzeichen las er ab, dass die von allen Teilen der Region und noch weit darüber hinaus stammten. "Muss ja echt was los sein, da drinnen", denkt sich Chuck – natürlich auf englisch – und freut sich schon auf die bekannten Gesichter, die er dort treffen wird.

Stimmengewirr empfängt ihn beim Eintreten in "The Mill" und fast automatisch steuert er die Bar im Keller an. Unüberschaubares Gedränge herrscht rund um den Tresen und die Bartender haben alle Hände voll zu tun. "Wo sind sie bloß alle?" Diese Frage stellt er Pothole-Harry, der ihm geradewegs mit zwei "pints of beer" und einer Dorfschönen im Schlepptau entgegenkommt. "Na, oben" kommt von dem die lakonische Antwort und Cuck versteht sofort, dass Harry andere Dinge vor hat als sich mit ihm zu unterhalten. Klar doch, da sind ja überall die Plakate gehangen, die einen Auftritt der legendären "Driftwood" angekündigt hatten, so it fell like scales from his eyes.

"Eh, hier und heute! – Na, das passt ja ganz genau! Luck is what you need!" Solche Gedanken schießen ihm durch den Kopf derweil er vergeblich versucht sich an der Warteschlange vorbeizumogeln. Als er schließlich oben in der "Hall of Mill" ankommt hat das Konzert bereits angefangen. Schon auf der Treppe kann er Sally's (Heike Greenfield) Stimme erkennen – die ihn so oft auf seinen Wegen begleitet hatte – wie sie sich im Bluegrass "Walkin' In My Shoes" mit der von Bernd (Müller) duettiert. Chuck staunt nicht schlecht als er die drei Musiker auf offener(!) Bühne ganz cool sitzen/spielen sieht. Keine Wurfgeschoss-Fanggitter behindern die Sicht und keine "Ordner" versperren den Weg zur "Road 66".

"Buy A Dream" singt Bernd, der derweil vom Banjo auf die Gitarre gewechselt hatte – Sally's Lieblingssong – und nun auch Chuck's, der sich dabei relaxt zurücklehnt, an seinem Bier nippt, die Augen schließt, träumt und sich nur manchmal von Uwe's (Urbarz) Bassrhythmus mitreißen lässt und dann mal schnippt und mal klatscht.

Nach all den groovy Roadsongs, Ballads, Country, etc. war es klar, dass die Drei nicht ohne zwei, drei Zugaben davon kommen würden. Doch bis dahin blieb Chuck noch genug Zeit. Und so träumte er weiter von Abenteurer-/Cowboy-/Trucker-Romantik, Liebe (erfüllt, unerfüllt, enttäuscht, ..), Sehnsucht, Heimweh, Patriotismus, ..... Hinterher gibt's ja immer noch genug Zeit in der Bar mit den Friends zu quatschen!

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 18. November

"Ewig jung ist nur die Phantasie"

KIECK-Theater Weimar

Schiller ist doch ganz selber schuld. Hätte er sich seinerzeit nicht in Marburg und Weimar und werweißwosonstnoch, sondern in Oberteuringen oder zumindest irgendwo in der Nähe aufgehalten und seine Dramen und Bühnenstücke verfasst, wäre vielleicht sogar eine Teuringer Straße nach ihm benannt und hätten es nicht viele Zeitgenossen als schulische Schikane empfunden seine Gedichte auswendig lernen zu müssen – ja dann hätte es sogar sein können, dass sich an jenem schmuddelig-kalten Freitagabend der vergangenen Woche mehr dafür interessiert hätten, was Cornelia und Thomas, als das KIECK-Theater Weimar, als spezielle Reminiszenz an den schwäbischen Dramatiker im Kulturhaus "Mühle" brillant vorgetragen haben.

Ganz Profi, haben die Weimarer Künstler ihr Programm dennoch gebracht. Auch als absehbar war, dass nur ein Bruchteil des Saales mit kulturinteressiertem Publikum besetzt sein würde. Kein Vergleich zu dem Andrang andernorts, so eine Besucherin aus Tettnang, der es vor wenigen Wochen nicht mehr gelungen war, dort eine Eintrittskarte zu ergattern.

"Ich war bei dir", ließ Schiller durch Cornelia Kieck auf die Frage des Zeuss antworten, wo der Poet bei der Aufteilung der Lebensaufgaben und –räume denn gewesen sei? Und hätte darauf "den Himmel schauen" können, was dann Friedrich doch nicht zuließ. Das hätte ihn vielleicht "nur" das unendliche Alter gebracht, so wie jenem der unbedingt "die Wahrheit" sehen wollte und nach deren (unbefugten) Entschleierung von nichts mehr was wissen wollte. Quälte ihn doch noch zuvor die Frage "was habe ich, wenn ich nicht alles habe?" - ging er eben daran zu Grunde, dass er sich erschlich, was er wollte.

"Ich wusste nicht mehr, wie lange die Bürgschaft eigentlich ist", stellte ein Besucher nach der glänzend vorgetragenen Veranstaltung fest. Dass ihm als um Turandot werbenden Prinz auf die entscheidenden drei Fragen auch die richtigen Antworten fehlten, hätte ihm das Leben gekostet – er kam mit Madames Verhöhnung davon. Überhaupt gelang es Cornelia Kieck dem "ollen Schiller" eine erfrischende Leichtigkeit einzuhauchen, der bei aller Dramatik swingend und heiter daherkam und trotz Clownerien nichts von seiner Tiefe und Tragik einbüßte. Fast hätten die gebannt lauschenden Zuhörer die ehedem schulische Plage des Auswendiglernens vergessen – doch schlagartig rückte dies wieder ins Bewußtsein, als Cornelia in Pausenglocke-rettender-Weise "Die Glocke", vermischt mit allen möglichen anderen bekannten Schillerversen, in schulmädchenhaft-prüfungsnervöser Rezitier-Manier zusammenstöpselte. Längst schon ausgemerzt war diese Erinnerung als das KIECK-Theater zum Rap ("Der Handschuh") ansetzte und als Zugabe "Schiller in the Charts" hievte.

Anmerkung: Pisa zum Trotz und trotz versprochener (Teuringer Kulturetat-schmälernden) Schüler-/Klassenrabatten, war aus keiner in der Region angeschriebenen Schulen eine einzige Anmeldung eingelangt. Na, da fragt man sich ja schon!?

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Sonntag, 27. November

"Große schreiben für Kleine"

Klavierkonzert mit den “Sanders-Sisters”

"Verzeih' mir das, was folgt" schrieb dereinst Claude Debussy seiner kleinen Tochter "ChuChu" in das von ihm komponierte Übungsheft für angehende Klaviervirtuosen. Die Themen darin handeln zwar alle um bekannte Figuren und Ereignisse aus der Kinderliteratur – allein für Kinderhände sind sie nur sehr schwer, wenn überhaupt, auf der Klaviatur beherrschbar. Wie es klingt, wenn zwei erfahrene Pianistinnen diese Literatur vortragen, konnten am vergangenen Sonntagnachmittag die über hundert Zuhörer im vorweihnachtlich geschmückten "Mühlesaal" auf eindrucksvolle Weise miterleben.

Fünf Komponisten gaben die Vorlagen für eine Entführung in Welten der Träume, Märchen und Fantasien. Hilfen zur Einstimmung dafür kamen von Rainer Baumann, der zwischen den Vortrags-Blöcken mit Gedichten und Geschichten die Aufmerksamkeit der kleineren Mühlengäste wieder neu fokussierte. Und einige davon hatten das auch dringend nötig – denn dem Motto "Große schreiben für Kleine" zu Folge waren dementsprechend viele "Kleine" anwesend und prompt überfordert. Sowohl was die anspruchsvolle Auswahl der Titel als auch die Länge der Veranstaltung betraf. Da hielt es spätestens ab der Hälfte manche davon nicht mehr still auf den Sitzen oder mit dem Mundwerk/Schabernack.

Die Vortragenden, Jarmila Sanders-Baumann und ihre Schwester Monika Sanders-Stöhr, brachte dies jedoch in keinster Weise aus der Konzentration. Brillant setzten sie die selten zu hörenden Werke von Alexadre Tansman, Jaques Ibert, Claude Debussy, Maurice Ravel und Francis Poulenc mit all ihren heiteren, stürmischen, dramatischen, melancholischen, spottenden, tollpatschigen, verträumten Sequenzen um in fast zu greifende Bilder. Da pingpongte es bei Tansman, es hüpfte übermütig der kleine weiße Esel bei Ibert, da tanzten die Flocken in Debussy's Schneetreiben und es unterhielt sich die Bestie mit der Schönen bei Ravel. Ein leichtsinniges Mädchen entstand vor dem geistigen Auge ebenso wie die Wasserverkäuferin oder der kleine Däumling, das versunkene Schloss, der Feengarten und es tanzten diese dort um das schlafende Dornröschen. Wunderschöne Klangwelten gab es zu bestaunen und skurrile Gestalten wie etwa die Hüterin der goldenen Schildkröten oder die Kaiserin der Pagoden. Zwei- und bei Ravel's Zyklus "Ma Mère l'oye" (Meine Mutter, die Gans") und der Poulenc Sonate vierhändig zeigten die "Sanders-Sisters" ihre hohe Schule und begeisterten so ihr Publikum. Alle vier Hände wurden auch beim Zugaben-Tango gebraucht mit dem die Schwestern das Musikerlebnis ausklingen ließen.

Als durchwegs angenehm empfunden wurde die - mit den neuen Bisttrotischen mögliche - lockere Sitzordnung. Diese wird auch am kommenden Sonntag für Gemütlichkeit sorgen.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Sonntag, 04. Dezember

"Jahreszeiten der Liebe"

Liebe ist ...... schier unbeschreiblich - Poesie und Musik als sonntägliche Soirée

Unerschöpflich ist das Reservoir zum Thema "Liebe" mit dem die Dichter in allen Sprachen und Ländern versucht haben das auszudrücken, welches den Menschen erst zu jenem macht. Eines der mächtigsten Gefühle dessen wir uns bewusst sein können in Worte und Reime zu fassen scheint leicht – "quillt mir das Herz doch über" – und wer hat sich nicht schon selbst einmal daran versucht, diesem Überquellen eine Form mittels der Sprache zu geben?! Wie schlicht und einfältig und hart an der kitschigen Schmerzgrenze diese durchaus ernsthaften Versuche auch immer waren, wird erst deutlich, wenn große Meister und deren Werke zu Worte kommen. Regina-Karoline Schmidt bot einigen davon am vergangenen Sonntagabend im Kulturhaus "Mühle" ihre Stimme und Eichendorff, Hebbel, Nietsche, Goethe Uhland, Mörike, Heine, Novalis, Trakel, Hesse, Rielke, Storm und Morgenstern – um nur die Bekannteren davon zu erwähnen – huldigten dem, dem zwar näher zu kommen ist, das sich aber nicht fassen lässt. Staunend steht Novalis zum Beginn des Zyklusses im Frühling und stellt fest: "Ich wusste nicht, was mir geschah und wie das wurde, was ich sah". Und geradezu schwärmerisch schwelgend spannte sich der Erzählbogen über die Jahreszeiten – metapherhaft auch die (Er-)Lebenszeit einschließend – um im kommenden Frühling festzustellen: Es wiederholt sich zwar, ist aber dennoch nicht das Gleiche! Denn was nun kommt hat den Nimbus des kindlich Naiven verloren und "nun muss sich alles wenden".

In diesen "alles sagenden und nichts fassenden", wort- und versgewaltigen Gefühlswelterklärungsversuchen brachte Peter van der Heyde mit seinem Bajan-Akkordeon die nötigen Freiräume zur Besinnung und auch wieder etwas Struktur in die zwar sinnverwandten aber eben doch individualistisch geprägten, meisterhaften Exerzitien in Sachen Liebe. Sein "Luftklavier" nahm viel von der Schwere, in die das Thema manchmal abzukippen drohte und van der Heyde demonstrierte damit geschickt und mit einer feinen Titelwahl die Vielseitigkeit dieses Instruments, dem vielfach zu Unrecht der Stempel des Simplen und "Quetschophonen" aufgedrückt wird.

Besinnlich-schön und unterhaltsam, empfanden es die knapp vierzig Besucher der Mühle, deren viele zum ersten Mal das Teuringer Kulturhaus besuchten. Und auch die Künstler fühlten sich wohl in dem vorweihnachtlich geschmückten Mühlensaal und zumindest Regina-Karoline Schmidt liebäugelt bereits mit einem weiteren Auftritt an dieser Stelle – vielleicht mit Balladen oder mit Schwerpunkt "Hesse", wie die Owinger Germanistin und Schauspielerin anmerkte, der es in erster Linie um die "Liebe an der Sprache" gehe.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Samstag, 10. Dezember

Weihnachten in aller Welt

Was haben Clown Dido und das Teuringer Provinztheater (TPT) gemeinsam?

Beide waren schon eine ganze Weile in Oberteuringen nicht mehr zu sehen, brachten ihr Publikum mit ihrem speziellem Weihnachtsthemen auf angenehme Art zum Lachen, füllten den "Mühlensaal" locker und beide legten das diesjährige Motto der Gemeindefeier "Weihnachten in aller Welt" auf ihre eigene Weise aus.

Während Dido mit Didolino (Stefan Schlenker) eine klitzekleine Weltreise unternahm - empfing ein bodenständig-schwäbischer Herodes "Drei Könige im Schwabenland" (Regie: Dieter Gustav Blümel; Textvorlage: Albert Weitnauer). Waren insbesondere die Kinder über die Tollpatschigkeit des Clowns begeistert - kriegten sich die Erwachsenen schier nicht mehr, als der "Herr Rodes" (Richard Uhl) seinen (Theater-)Bart - nach dem ersten Bissen - auf dem Brot mit vom Mund nahm. Ließ Dido für seinen kleinen Partner noch Seifenblasen tanzen - blieb es für die "Drei Könige" letztlich bei der Ankündigung, Salome (Sabine Kübler-Rueß) dabei bewundern zu können. Diese hatte allerdings mit der Zubereitung der Kässpätzle alle Hände voll zu tun. Und derweil sie über den vielen Besuch schimpfte - der ja eh bloß allen Dreck von Draußen in die frisch geputzte herodesische Stube schleppte - freute sich Dido über seinen Zauberbesen, mit dem das Putzen so richtig Spaß mache - weil er sich so schön auf Stirn und Kinn, auf Finger und Zehen balancieren ließ und sogar einen tollen Propeller abgab. Plapperte Didolino auf der Suche nach spanischen Wörtern noch quer durch die Idiome der Völker - konfabulierten die drei Schriftgelehrten (Manfred Meyer, Balthi Haug-Jegen und Wolfgang Schüssler) eher über "spanische Dörfer". Und das, als ihr Herr Rodes Aufschluss über die Andeutungen der drei Heiligen (Jürgen Kessler, Eberhard und Hermann Egger) aus dem "Ober-, nein Morgenland" von ihnen verlangte. Gab es Musik zum Mitklatschen und Singen in der Clownerie - waren als Intro und zu den Pausen bezaubernde Querflötenklänge (Fenja Meyer und Veronika Rauner) vom königlichen Hof zu genießen.

Dergestalt bethlehemisch fokussiert, gab es aber (und erfreulicher Weise) am vergangenen Samstag noch viel mehr Gemeinsamkeiten in und um das Teuringer Kulturhaus zu beobachten. Selten im Jahr kann sich die "Mühle" in dem Maße als Mittelpunkt des Gemeindelebens rühmen, als zu diesem vorweihnachtlichen Anlass. Aus allen Altersklassen und Interessenschichten kamen sowohl Besucher als auch Beiträge und Helfer.

Mit dem bunten Programm, zu dem neben den oben genannten Akteuren auch der Chor der Grundschule und eine Abordnung der Trachtenkapelle zählten, waren neben einer Bilderausstellung und einem Info-Weg über Weihnachtsbräuche rund um den Erdball geradeso die Präsentationstische von "Eine-Welt" oder der "KÖB"- Katholische Öffentliche Bücherei - beliebte Anziehungspunkte, an denen sich zwischen Aktionen und Glühwein, Kuchen und Maultaschen, Kinderkarussell und Zuckerwatte immer wieder die Massen trafen. Den ganzen Nachmittag bis in den späten Abend hinein erfüllte fröhlich-menschelndes Leben das historische Mühlengemäuer.

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Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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